Das war der Bachmann-Bewerb 2012

Eigentlich – und dieses Wort ist fatal -, eigentlich sind die “Tage der deutschsprachigen Literatur” schon lange tot, und ich hielt in den vergangenen Jahren respektvollen Abstand – schon, weil es doch recht streng roch.
Doch nachdem ich von heftigen Auseinandersetzungen wegen des Textes (PDF) von Sabine Hassinger gelesen hatte, gab ich mir einen Ruck, legte all meine Hoffnung auf niveauvollen Umgang mit Literatur in die URL und hörte zunächst in den Text der Autorin (leider nur als .wmv vorhanden). Um mich nach fünf Minuten entgeistert zu fragen, welche Probleme einige der JurorInnen damit hätten. Wenn das inzw. “experimentelle Avantgarde” ist, dann “Gute Nacht, literarisches Experiment”.

Danach also die Diskussion (.wmv) gehört. Während der ich vier Mitglieder der Jury innerlich in die Tischkante beißen hörte, während sie still “Holt mich hier raus, ich liebe Literatur!” brüllen. Eine Veranstaltung, bei der der Juryvorsitzende teilnehmende Literaturkritikerinnen dazu ermahnen muß, daß literarische Texte nicht nach ihrer Leichtverdaulichkeit oder Timemanagementgemäßheit beurteilt werden sollten, werde ich jedenfalls nicht weiter wahrnehmen (in any sense of this word).

Sondern mich lieber auf die Lektüre zukünftiger Texte von Paul Jandl, Hildegard Elisabeth Keller, Burkhard Spinnen und Daniela Strigl freuen.

Schade, daß Hubert Winkels mich enttäuscht hat; aber er wird es verkraften. Daß Frau Feßmann u.a. für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung arbeitet, beruhigt mich dagegen sehr – das ist eh’ unlesbar. Sie würde vermutlich auch Joyce’ “Ulysses” damit kommentieren, daß da ein Mann einen Tag lang durch Dublin läuft, die Form keinen ästhetischen Mehrwert biete und das Werk nur „experimentelle Schaumschlägerei“ sei.

eigentlich sind d Die “Tage der deutschsprachigen Literatur” sind schon lange tot.

Old Media is fasta, man

Soll mal niemand klagen, die gute alten ZEITungen wären nicht schnell: Der Partei-Tag 1 ist nicht mal zwei Stunden vorbei, schon präsentiert Christoph Seils einen ein- dreiseitigen Bericht.
Und ich freue mich erneut, dieses Langweiler-Blatt gekündigt zu haben.

Heia Safari

Die neueste Version des Safari soll einen superschnellen Browser präsentieren. But not for me. Denn leider, leider muß dafür das Update 10.5.2 installiert sein. Und das brauche ich nun wirklich nicht; mit dem Horror-Buggy-Update hat Apple einen weiteren Schritt in Richtung Microsoft geschafft.
Und solange die anderen Browser nicht solche großartigen „sozialen Feature“ wie der Flock zu bieten haben, bleibe ich beim Flock.

Na, dann mach ma

Bundesregierung Aktuell meldete heute um 18.00:
Schach macht klug und Freunde
Da wiehert doch der Springer. „Freunde machen“ – naja, der Schwabe kann halt alles außer Hochdeutsch…

Hundehasser

Ein Artikel wird in der taz-Printausgabe auf S.1 mit

Unser Korrespondent in Frankfurt findet den Stadthund eine überflüssige Kreatur. Warum, erklärt er auf S. 9

angekündigt.
Ich finde Deutsch eine schwere Sprache. Warum, erklärt jede deutsche Grammatik.
Und der Artikel ist von trübsinnigster Spießermeinerei zum Thema „Hund in der Stadt“ gesättigt, die & das schon vor 30 Jahren nicht mehr originell war.

taz ma voll lustick

Liebe Seite-1-MacherInnen,
ihr Schlawiner, diesmal habt ihr mich aber nicht hereingelegt! Da habe ich gleich gemerkt, daß „Wir haben gedopt“ und die Bekenntnisse dopender RedakteurInnen nicht die Wahrheit-Seite ist. So humorlos sind nicht mal die W-Leute.
Während die bekennenden Abtreibenden im „stern“ etwas wirklich voll uncooles wollten, nämlich ein tabuisiertes Thema in die Öffentlichkeit bringen wollten, seid ihr viel raffinierter und macht euch über ein öffentliches Thema lustig. Das ist natürlich viel gescheiter. Quasi neun Mal gescheiter.
Herr Liebermann, den Eimer.

BP 2007

Eigentlich wollte ich ja dieses Jahr den Bachmann-Bewerb ignorieren. Und dann hat die Sucht doch wieder gewonnen und ich schaute die Streams des ersten Tages. Was den Vorteil des FF hat. Die Lesungen: Uih, uih. Aber das war eh‘ in den vergangenen Jahren konstant abnehmend. Und wer erst einmal einen Tellkamp-Text als Sieger sah, den wird nichts mehr erschüttern.
Seit IR die Jury leitet und Jahr für Jahr durch offensive Bekenntnisse des Nichtverstehens überzeugte, wurde es zudem immer wurschtiger; und mit BSs Wegggang war für mich der letzte Grund des Schauens und Hörens entfallen. Aber die Sucht eben…
Doch was die diesjährige Jury gestern an „Meinen“ ablieferte, kam einer Selbstdemontage gleich. Da wurde nur in den wenigsten Momenten begründet, das Statement überwog. Furchtbar. Also: Selber lesen, so ein Preisschauen ist ja auch Lebenszeit (Dank für den Hinweis, Frau R.).

Rotiert Büchner?

Daß die PreisträgerInnen des Büchner-Preises mir manchmal etwas unpassend erschienen – wen kratzt es. Wenn aber in diesem Jahr der verquast-langweilende Martin Mosebach als Schlafmittel par excellence den Preis bekommt, scheint mir der endgültige Darm(stadt)-Durchbruch des Literaturverständnisses gehobener Stände erreicht zu sein. Treffend, wenn auch positiv gestimmt, schreibt Hubert Spiegel in der heutigen F.A.Z.:

Martin Mosebach, der Erzähler, Romancier und Essayist, der Grandseigneur in der Apfelweinkneipe, der orthodoxe Katholik und unorthodoxe Kenner der Künste, der konservative Anarch und hemmungslose Bewahrer von Stil und Form […]

und reiht sich damit in den Chor der Preiser eines Bürgerlichen Literaturverständnisses ein. Mosebach zum BP zu verhelfen, das verlangt eigentlich auch eine Neuschreibung des Büchnerschen Landboten:

Krieg den Hütten – Friede den Palästen!