Wenn ich mir so die Listen der Abelpreis- oder Fields-Medaille-Preisträger anschaue, könnte ich zu dem Schluß kommen, daß Frauen keine Ahnung von Mathematik haben. Haben sie aber. Oder sich nicht mit ihr beschäftigen. Tun sie aber.
Wo steckt der Fehler?
Non vitae sed scholae discimus – oder: Ist Sport Krieg?
Historischer Moderationsmoment bei der ARD: „Blut, Schweiß und Tränen“
Wenn ein ARD-Sportmoderator*, der alt genug ist, um in seiner Zeit am Gymnasium etwas über den II. Weltkrieg gelernt zu haben, ein Gespräch über eine Touretappe anmoderiert mit
„Das war für die Fahrer nicht ohne. Wenn man so will: Blut, Schweiß und Tränen“**
dann ist das entweder unwissend, dreist oder wurschtig. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.
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* so Michael Antwerpes (der immerhin Publizistik, Anglistik und Politikwissenschaft studiert hat) am 26.07.2018 im Gespräch mit dem ARD-Doping-Experten Hajo Seppelt über die 18. Etappe (Video ab 0:06, verfügbar bis 28.06.2019)
** Winston Churchill hat diese Worte in einer seiner berühmtesten Reden am 13. Mai 1940 vor dem britischen Unterhaus verwendet und (für meine Generation) geprägt
Ambiguitätstoleranzübungen
Respekt vor den Contentmanager*innen beim Tagespiegel
Warum habe ich eigentlich in diesem Blog noch nicht über die guten Bücher „Das Pragmatismus-Prinzip“ von Dirk von Gehlen und „Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt“ von Thomas Bauer geschrieben? Für mich wird dort auch sehr schön analysiert, warum in unserer Gesellschaft zunehmend aggressiver, unterkomplex und rückwärtsgewand ‚argumentiert‘ wird.
Beide Autoren kommen auch zu dem Schluß, daß wir mehr Ambiguitätstoleranz brauchen. Also damit umgehen lernen, daß nicht alles unterkomplex lösbar ist; oder daß Widersprüche normal sind.
Daher habe ich mir die oben nebeneinander montierten, auf der Webseite des Tagesspiegels in zwei Reihen untereinander stehenden Teaser als Übungscollage gebastelt.
Aber Teaserbalken (nicht nur beim Tagesspiegel) können auch zur Erheiterung beitragen:
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Gnadenlos witzisch – Online-Teaser
Das K-Wort
„Also, ich seh hier kein‘ Klimadings“
So lange ich noch solche oder solche Beiträge (das Foto haben die beim SPIEGEL bestimmt mit Bedacht gewählt) lesen kann, nehme ich das Wort, das mit „K“ anfängt und mit „limawandel“ aufhört, weder ernst noch in den Mund.
Brutalstmögliche Kulturaufklärung
Auch für diese Kulturinteressierten ist Oper manchmal eine Tür mit drei Schlössern!
Reinhard J. Brembeck stellt in der SZ eine knallharte Frage:
„Aber sollte Oper nicht eigentlich mehr sein als ein Luxusprodukt?“.
Wer die Antwort wissen möchte (ich komm‘ nicht drauf, ich komm‘ nicht drauf), darf seinen oder ihren Wissendurst nach Überwindung der Bezahl-Mauer stillen.
An ihren Worten …
Irgendwo habe ich neulich gelesen, daß es zum Handwerkszeug von Journalist*innen gehört, die Bedeutung und Sprachgeschichte von Wörtern zu kennen.
Im Webauftritt eines öffentlich-rechtlichen Senders wurde vor kurzem „eine Stadt gesäubert“, als es darum ging, Müll aufzuheben.
Bei einem anderen wurden jetzt doppelte Postleitzahlen, die durch die Wiedervereinigung auftraten, mit der 5stelligen Postleitzahl „ausgemerzt“.
Von Formulierungen wie „Innerer Reichsparteitag“, „Nacht-und-Nebel-Aktion“ oder „(beliebiger Begriff)-Tsunami“ ganz zu schweigen.
Ich vermute, ich habe das mit dem Handwerkzeug in einem Buch gelesen, das aus der Bibliothek einer öffentlich-rechtlichen Anstalt stammt und als „veraltet“ aus dem Bestand genommen wurde.
Oder ist das gewollt? #woistderaluhut
Ein Volk, ein Ball, ein Spielführer
Uff, und ich dachte schon, ich sei der einzige, der diese ständig auf Anschlag propagandierenden Phrasendrescher im öffentlich-rechtlichen Sportfernsehen für bedenklich hält. Schlimmer als die Verabschiedung vom Journalismus ist aber die übel müffelnde Tendenz zum großen WIR.
Ein gutes „Breitband“-Gespräch bei Deutschlandfunk Kultur mit Jürgen Roth über die Sportjournalisten der Fußball-WM: „Das sind PR-Heinis“.
Iovi, Doofie
Interessant: Der werktägliche BpB Newsletter beginnt heute mit
Guten Morgen,
stell dir vor, der Staat schreibt dir plötzlich vor, jeden Tag mehr zu arbeiten – und das bei gleichbleibendem Lohn. Wer würde da nicht auf die Barrikaden gehen?!
Genau das passierte gestern vor 65 Jahren, am 17. Juni 1953, in der DDR.
Ersetze „Staat“ durch „Unternehmen/Firma/Chef“, was wäre da der Unterschied? Klar, da geht heute niemand mehr auf die Barrikaden. Sondern hört geduldig Sätze wie „Die Arbeitsverdichtung ist doch noch gar nicht angekommen“.
Artifischell Intellgenzija
Tzz, tzz, tzz – kaum schreib ich was über Nazis, schon schlägt der Werbe-Alkorütmus zu … Und es sind tatsächlich so was von die letzten Marken.
lechts und rinks
Wieder einmal ein sehr gutes Politisches Feuilleton im Deutschlandfunk Kultur. Tobias Ginsburg plädiert für klare Begrifflichkeiten (Link zur Audiodatei). Ich kann allerdings verstehen, daß Rechtsextreme sich nicht als „Rechtsextreme“ bezeichnen lassen wollen – „Nazis“ klingt eben einfach schmissiger.
Musik zum Tag
Typisch Lügenpresse …
„Der böse Mann mit dem kleinen Bart ist noch gar nicht tot …“
2001 veröffentlicht, ist Jan Delays Liedtext von „www.hitler.de“ immer noch aktuell. Über den erwähnten „General von Stauffenberg“ (der kein General war) sollte aber noch mal gesprochen werden.
Natürlich unterkomplex, aber …
„Deutschlands Verderber“ ist natürlich unterkomplex. Auch „Bestie“ würde es wohl nicht richtig treffen. „Verrückter“ sowieso nicht.
Aber da sich auch in Deutschland manche Diskussionen gerade in Richtung „unterunterkomplex“ bewegen, lasse ich das mal so stehen.
Falls jemand noch dem Herrn Schicklgruber jr. seine „Persönlichkeit“ besser einschätzen möchte, empfehle ich auch heute wieder, die
„Analysis of the Personality of Adolph H**ler
With Predictions of His Future Behavior and Suggestions
for Dealing with Him Now and After Germany’s Surrender.“
zu lesen.
Oder die gerade erschienene Neuausgabe von Franz Neumanns „Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933 – 1944.“ Oder. Oder. Oder …