Sie kapieren es nicht

Eine Mohnblüte am Straßenrand

Im heutigen Kölner Stadt-Anzeiger lesen wir über einen gerade geschlossenen Fleischtempel:

In einer Gastrokritik von 2015 heißt es über das Angebot zum Beispiel: „Seltenheitswert unter Kölner Burger-Bratereien hat der aromatische Salmon-Burger (6,25 Euro) mit LachsAlternative zu den Veggie-Bratlingen oder Portobello-Pilzen, die Vegetarier sonst meist wählen m ü s s e n.“

Ich hoffe, der damalige Gastrokritiker kann inzwischen eine Ravioli-Dose öffnen.

facepalm

Dümmer geht ümmer

ein erwachsener und ein junger Eisbär tollen auf einer Rasenflächemit schmelzendem Schnee herum

Lufthansa läßt in einem Video zur originellen Werbekampagne „Say Yes To The World“ für umweltzerstörende Fortbewegung jemanden in Manhattan sagen:

„Ich finde, wir sollten begreifen, daß wir nicht alleine sind. Die Welt zeigt uns das.“

Wer das in Manhattan nicht begreift, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Von ähnlicher Simplizität die junge Frau, die die Welt liebt,

„weil sie einfach so schön ist“.

Und das müssen jetzt aber auch wirklich alle alle Menschen mittels Flugreisen sehen. Am besten erst mal zu den Eisbären in die Arktis. Solange es die noch gibt.

Sucker – äh: Soccer

Zwei Männer in verschiedenfarbigen Trikots spielen Fußball

Da sich jetzt ganz Deutschland an freuen über die EM 2024 is (vergessen der Ärger über diese FIFA), frage ich mich gerade: Bei Olympischen Spielen gibt es ja inzwischen im Vorfeld immer mal wieder Befragungen der Bürger*innen. Füre EM nich? Die bestimmt ein extrem günstiges Sport(!)Ereignis! wird, so mit Überstunden für die Polizei, z.B. Aber wenn woanders die Kassen klingeln … Und was war eigentlich mit den 2006 klingenden Kassen?

Medien-Macht

sw-Foto von geschminkten Menschen, die eine Polonaise tanzen

Seit langem habe ich mal wieder die GoogleNews-App geöffnet. Die zeigte mir, wie wichtig eine eigene Filterblase ist, um geistig-seelisch gesund zu bleiben. In der für mich kuratierten (?) Zeitleiste fanden sich fast nur Quellen, die ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde. Beim Durchwaten des sich daraus ergebenden Nachrichtenstroms voller hysterisch-negativer Meldungen merkte ich, wie mein Hirn mit dunklem Sirup förmlich verklebt wurde. Wie ich es zuletzt erlebt hatte, als ich ein „Boulevard“-Drecksblatt jahrgangsweise durchblättern mußte.

Non vitae sed scholae discimus – oder: Ist Sport Krieg?

Screenshot von ARD-Übertragung der Tour de France, ein Moderator im Bild

Historischer Moderationsmoment bei der ARD: „Blut, Schweiß und Tränen“
Wenn ein ARD-Sportmoderator*, der alt genug ist, um in seiner Zeit am Gymnasium etwas über den II. Weltkrieg gelernt zu haben, ein Gespräch über eine Touretappe anmoderiert mit

„Das war für die Fahrer nicht ohne. Wenn man so will: Blut, Schweiß und Tränen“**

dann ist das entweder unwissend, dreist oder wurschtig. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.
………………..
* so Michael Antwerpes (der immerhin Publizistik, Anglistik und Politikwissenschaft studiert hat) am 26.07.2018 im Gespräch mit dem ARD-Doping-Experten Hajo Seppelt über die 18. Etappe (Video ab 0:06, verfügbar bis 28.06.2019)
** Winston Churchill hat diese Worte in einer seiner berühmtesten Reden am 13. Mai 1940 vor dem britischen Unterhaus verwendet und (für meine Generation) geprägt

Das K-Wort

Blick aus einem Flugzeig auf eine Wolkendecke

„Also, ich seh hier kein‘ Klimadings“

So lange ich noch solche oder solche Beiträge (das Foto haben die beim SPIEGEL bestimmt mit Bedacht gewählt) lesen kann, nehme ich das Wort, das mit „K“ anfängt und mit „limawandel“ aufhört, weder ernst noch in den Mund.

An ihren Worten …

Eine Tür mit eingeschlagener Scheibe

Irgendwo habe ich neulich gelesen, daß es zum Handwerkszeug von Journalist*innen gehört, die Bedeutung und Sprachgeschichte von Wörtern zu kennen.
Im Webauftritt eines öffentlich-rechtlichen Senders wurde vor kurzem „eine Stadt gesäubert“, als es darum ging, Müll aufzuheben.
Bei einem anderen wurden jetzt doppelte Postleitzahlen, die durch die Wiedervereinigung auftraten, mit der 5stelligen Postleitzahl „ausgemerzt“.
Von Formulierungen wie „Innerer Reichsparteitag“, „Nacht-und-Nebel-Aktion“ oder „(beliebiger Begriff)-Tsunami“ ganz zu schweigen.
Ich vermute, ich habe das mit dem Handwerkzeug in einem Buch gelesen, das aus der Bibliothek einer öffentlich-rechtlichen Anstalt stammt und als „veraltet“ aus dem Bestand genommen wurde.
Oder ist das gewollt? #woistderaluhut

Ein Volk, ein Ball, ein Spielführer

Deutschlandfahne hängt auf einem Balkon

Uff, und ich dachte schon, ich sei der einzige, der diese ständig auf Anschlag propagandierenden Phrasendrescher im öffentlich-rechtlichen Sportfernsehen für bedenklich hält. Schlimmer als die Verabschiedung vom Journalismus ist aber die übel müffelnde Tendenz zum großen WIR.
Ein gutes „Breitband“-Gespräch bei Deutschlandfunk Kultur mit Jürgen Roth über die Sportjournalisten der Fußball-WM: „Das sind PR-Heinis“.

Iovi, Doofie

Schafe auf einer Weide, schauen zur Kamera

Interessant: Der werktägliche BpB Newsletter beginnt heute mit

Guten Morgen,
 
stell dir vor, der Staat schreibt dir plötzlich vor, jeden Tag mehr zu arbeiten – und das bei gleichbleibendem Lohn. Wer würde da nicht auf die Barrikaden gehen?!
Genau das passierte gestern vor 65 Jahren, am 17. Juni 1953, in der DDR.

Ersetze „Staat“ durch „Unternehmen/Firma/Chef“, was wäre da der Unterschied? Klar, da geht heute niemand mehr auf die Barrikaden. Sondern hört geduldig Sätze wie „Die Arbeitsverdichtung ist doch noch gar nicht angekommen“.