Natürlich unterkomplex, aber …


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„Deutschlands Verderber“ ist natürlich unterkomplex. Auch „Bestie“ würde es wohl nicht richtig treffen. „Verrückter“ sowieso nicht.
Aber da sich auch in Deutschland manche Diskussionen gerade in Richtung „unterunterkomplex“ bewegen, lasse ich das mal so stehen.
Falls jemand noch dem Herrn Schicklgruber jr. seine „Persönlichkeit“ besser einschätzen möchte, empfehle ich auch heute wieder, die

„Analysis of the Personality of Adolph H**ler
With Predictions of His Future Behavior and Suggestions
for Dealing with Him Now and After Germany’s Surrender.“

zu lesen.
Oder die gerade erschienene Neuausgabe von Franz Neumanns „Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933 – 1944.“ Oder. Oder. Oder …

Geschichtsprofis beim Deutschlandfunk

Anne Frank, 1940 - Unbekannter Fotograf; Collectie Anne Frank Stichting Amsterdam, Public Domain
Interessant, was ich eben durch den „Kultur heute“-Beitrag „Ein ICE namens Anne Frank – richtiges Signal oder Pietätlosigkeit?“ im Deutschlandfunk erfuhr:

„… wäre da nicht auch der Name der niederländischen Jüdin Anne Frank im Gespräch“
(Anmod des Beitrags bei 0:35)

Hey, warte mal: Anne Frank? Das war doch dieses Mädchen, das in Amsterdam gewohnt hat. Klar, dann war sie also Niederländerin!
Wie, ihre Eltern Otto Heinrich Frank und Edith Frank-Holländer waren Deutsche, und sie wurde in Frankfurt geboren? Die Nazis entzogen ihr – wie der ganzen Familie – die deutsche Staatsbürgerschaft?
Ach, jetzt mal nicht so kleinlich …
……….
[Foto: Anne Frank, 1940. Unbekannter Fotograf; Collectie Anne Frank Stichting Amsterdam, Public Domain]

Ein Köln. Ein Radio. Ein …

Kürzlich sah ich eine Werbetafel von Radio Köln. Was dieses kleine, offensichtlich nachträglich angebrachte Quadrat bedeuten soll, habe ich aber nicht so recht verstanden.

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… möchte “Ein Hörer” kaufen und auflösen.

Das war der Bachmann-Bewerb 2012

Eigentlich – und dieses Wort ist fatal -, eigentlich sind die “Tage der deutschsprachigen Literatur” schon lange tot, und ich hielt in den vergangenen Jahren respektvollen Abstand – schon, weil es doch recht streng roch.
Doch nachdem ich von heftigen Auseinandersetzungen wegen des Textes (PDF) von Sabine Hassinger gelesen hatte, gab ich mir einen Ruck, legte all meine Hoffnung auf niveauvollen Umgang mit Literatur in die URL und hörte zunächst in den Text der Autorin (leider nur als .wmv vorhanden). Um mich nach fünf Minuten entgeistert zu fragen, welche Probleme einige der JurorInnen damit hätten. Wenn das inzw. “experimentelle Avantgarde” ist, dann “Gute Nacht, literarisches Experiment”.

Danach also die Diskussion (.wmv) gehört. Während der ich vier Mitglieder der Jury innerlich in die Tischkante beißen hörte, während sie still “Holt mich hier raus, ich liebe Literatur!” brüllen. Eine Veranstaltung, bei der der Juryvorsitzende teilnehmende Literaturkritikerinnen dazu ermahnen muß, daß literarische Texte nicht nach ihrer Leichtverdaulichkeit oder Timemanagementgemäßheit beurteilt werden sollten, werde ich jedenfalls nicht weiter wahrnehmen (in any sense of this word).

Sondern mich lieber auf die Lektüre zukünftiger Texte von Paul Jandl, Hildegard Elisabeth Keller, Burkhard Spinnen und Daniela Strigl freuen.

Schade, daß Hubert Winkels mich enttäuscht hat; aber er wird es verkraften. Daß Frau Feßmann u.a. für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung arbeitet, beruhigt mich dagegen sehr – das ist eh’ unlesbar. Sie würde vermutlich auch Joyce’ “Ulysses” damit kommentieren, daß da ein Mann einen Tag lang durch Dublin läuft, die Form keinen ästhetischen Mehrwert biete und das Werk nur „experimentelle Schaumschlägerei“ sei.

eigentlich sind d Die “Tage der deutschsprachigen Literatur” sind schon lange tot.

HQ Trash

Nichts schlechtes über ein gewonnenes Buch …? Trotzdem: Ich bin bestürzt, daß ein der Osburg-Verlag, der die viel gelobte Biographie Essad Beis veröffentlicht hat, ein Buch wie „Japan Inc.” herausgibt.
Groschenroman in dick. Dazu schludrig lektoriert. Bei S. 86 bin ich ausgestiegen:
[Szene im Restaurant] „Sie sprang auf. Sollten die Leute nur gaffen. [… in den folgenden sieben Zeilen schimpft sie auf den Mann ein, setzt sich aber nicht. Neuer Absatz:] Als sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, sprang sie rasch auf, …”.
Das Buch eine Luftnummer. Die Figuren Abziehbilder. Sicher, seit Schätzing oder Dan Brown weiß ich, daß viele Thriller-LeserInnen nicht allzu großen Wert auf Stil oder Originalität der Figuren zu legen scheinen – beider Werke strotzen ebenfalls vor schlichten Stereotypen und Jerry-Cotton-Typisierung. Das macht dieses Buch aber leider nicht besser. Die anschließenden Stichproben und besonders der Schluß haben das Niveau leider nur bestätigt.
Karl Pilny hätte aus dem historischen Stoff ein Sachbuch machen können; oder der Verlag Daniel Barenblatts Buch „A Plague upon Humanity: The Hidden History of Japan’s Biological Warfare Program” veröffentlichen. Aber „Japan Inc.” rechtfertigt bestenfalls ein, natürlich auch im Buch vorkommendes, symbolisches Yubitsume.
Erfreulich dagegen, daß Osburg gerade auch Wilhelm Bartschs Roman „Meckels Winkelzüge” herausgegeben hat – das versöhnt mich sofort mit dem Verlag (Buch ist bestellt).

Blöd ist geil

Im Prolog zu Blödmaschinen – Die Fabrikation der Stupidität“ schreiben Markus Metz und Georg Seeßlen von „einem gemeinsamen Genuß der Blödheit“.

Und als wollte mich auch das Fernsehen in der Richtigkeit der Lektüre bestärken, hörte ich am Sonntag im west.art Talk Ursula März erzählen, wie sie dank einer geschenkten Karte zum ersten Mal mit 2.000 Menschen in der Waldbühne saß und den Philharmonikern zuhörte. Obwohl: Das hat sie nicht gesagt. Vielmehr: Wie dort statt Applaus eine Laola gestartet wurde. Und wie sie bei der zweiten Welle natürlich mitgemacht habe.

Ich hoffe nur, in dem Buch auch eine Anleitung zu finden, wie ich mit solcher Blödheit umgehe. Denn vermutlich wird Frau März die Laola-Mitmacherei nicht als eine solche empfunden haben oder empfinden. Von all der anderen Blödigkeit mal ganz zu schweigen.

Die Phrase des Jahres 2010

Ich bin immer noch sprachlos über den Eintrag von Lena Meyer-Landrut in das Goldene Buch der Stadt Hannover am 30.05.2010:

„Wow! Verdammte Axt ist das geil! Dankeschönst Leni“

„Aber wenn das doch ihre Empfindungen waren?“ – Ja, eben.
Am folgenden Tag trug sich übrigens der Kabarettist Dietrich Kittner anläßlich seines 75. Geburtstags und 50. Bühnenjubiläums ein. Was er geschrieben hat, wurde nicht bekannt.

Doch Methode

Der moderative Irrsinn des Bachmann-Bewerbs hat also doch Methode, wenn ich der Kleinen Zeitung glauben darf:
Vereinzelte Zurufe. Jedenfalls habe er „den Text sehr gerne gelesen“, für Feßmann dagegen war er „harmlos“. Sogar das Publikum mischte sich ein, vereinzelte Zurufe kommentierte Clarissa Stadler mit „jetzt diskutiert jeder mit jedem.“ Auch ORF/3sat-Redaktionsleiterin Margit Czöppan, die die Diskussion im ORF-Café verfolgte, zeigte sich begeistert: „Sonst sind die Autoren oft wie Lämmer, jetzt traut sich endlich einer, dagegen zu reden.“
Nun ja, wenn Frau Dr. Czöppan den Sinn darin sieht, eine alberne Kindergarten-Veranstaltung daraus machen zu wollen – bitte sehr. Aber dann vielleicht auch richtig konsequent und im kommenden Jahr mit neuem Namen und im Nachmittagsprogramm die Daily „Literatur-Richterin Stadler“. Da kann Frau Mag. Stadler dann auch ungehemmt peinliche Fragen wie „Haben Sie schon mal einen Menschen bis zum Tode gepflegt“ stellen.

Klasse, ARD!!!

Nun
Ich gratuliere der ARD zum Titel „Um Himmels Willen: Bei Nacht und Nebel“ – ja, „Nacht&Nebel“, warte ma, da war doch was …

(An-) Biedermeierei

Das deutsche feuilleton (dies groß zu schreiben wäre unangemessen) verkommt doch immer mehr zum „Ich weiß auch nicht mehr als meine Leserschaft“-Bekennerschrifttum. Sehr schön dokumentiert dies Philipp Oehmke, indem er mit einem ernüchternden Hinweis beginnt:

Nichts ist simpler, als Dietmar Dath doof zu finden: Er macht es einem schwer beim Lesen, er ist ausschweifend und belehrend, und in seiner Literatur kommen Zombies vor.

Wenn „schweres Lesen“ u.a. bereits gegen Literatur bzw. Literaten sprechen, dann dürfte die Generation SMS sich endgültig auch in den sog. Literatur-Teilen als Maßstab des lesenden Publikums durchgesetzt haben.
Und es erstaunt mich auch nicht, daß der Artikel dann erst einmal ausführlich die Probleme der Taxifahrt zum Suhrkamp Verlag schildert. Zeilengeld ist eben auch nicht mehr, was es einmal war.

Armer Dath

Während ich gerade mit großem Vergnügen Dietmar DathsFür immer in Honig“ lese ((wozu ich dann heute Abend meinen ersten richtigen Zombie-Film sehen werde grusel )), schlage ich dazu immer mal wieder etwas im WWW nach. Und finde gerade dieses Moderatoren-Gestammel bei der ARD. Wie hält Dath so einen Typen aus? Der in jedem dritten Satz betont, daß alles sehr sehr kompliziert sei – einfach nur peinlich…
Und kann es sein, daß Dath keine eigene Homepage hat? dietmar(-)dath.de meldet lediglich „403“.

Die Apfel-Jungs

Die Apfel-Jungs werden auch immer sympathischer. Gerade lese ich beim webStandard:

Macbooks: Ärger über neuen „Kopierschutz“
Neue Modelle mit in te grierter „High-bandwidth Digital Content Pro tection“ – Im iTunes Store gekaufte Filme können zum Teil nicht mehr über externe Monitore und Beamer ausgegeben werden