“früher oder später” – eine Mediathek-Empfehlung

Der Bestatter Ernst Schöfl am Friedhof, Bild BR/wirFILM

Der Bestatter Ernst Schöfl am Friedhof, ©BR/wirFILM

Statt mit einem Gemecker über die Pressearbeit des BR zu beginnen, schreibe ich doch lieber: “Was für eine tolle kleine Doku-Serie!

“früher oder später” erzählt über einen Zeitraum von vier Jahren aus Schönsee, einem kleinen Ort in der Oberpfalz, wie es ihn in Deutschland vermutlich häufiger gibt, als uns bewußt ist. Im Vorspann begeistern mich die Filmemacherinnen (Regie und Montage: Pauline Roenneberg, Dramaturgie: Britta Schwem) gleich mit toll gefilmten Bildern (Kamera: Zoë Schmederer), und stellen schon mal einige Menschen angedeutet vor.

Und dann geht es auch gleich los, sehr schön montiert wird ein breites Spektrum vom Leben im Ort gezeigt. Wodurch ich mir erst einmal etwas zusammensuchen kann und muß. Was ich gerne mache, weil mich die Menschen interessieren.

Das Ehepaar, das einen Hof hat, der nicht mehr genug abwirft, und das daher noch ein Bestattungsunternehmen führt. Ein Chorleiter, dem die mittlere Generation durch Wegzug langsam abhanden kommt. Ein Junge, der zwischen Ministrantendienst, Freiwilliger Feuerwehr, Praktika und Pubertät seinen Platz im Leben zu suchen scheint. Immer mal wieder Beerdigungen. Und dann ist da eine “Nature Community”, die ein Hotel zu einer veganen Lebensgemeinschaft machen und den großen Frieden auf Erden finden will. Dort lebt auch die schwangere Sandra, durch die in der Doku viel über das “andere” Leben erlebbar wird.

All das ist unaufgeregt zusammengefügt (für mich hätte es die Musik an einigen Stellen nicht gebraucht), erklärt mir nicht die Welt, sondern zeigt “das Leben” in einer sehr großen Vielfalt, die mich nachdenken läßt.

In der Süddeutschen Zeitung hat Hans Kratzer in seiner guten Besprechung einen weiten Bogen geschlagen und “früher oder später” in einen Zusammenhang mit anderen Filmen gebracht, die nicht das seichte Bild einer Hochglanz-Tourismusgegend präsentieren. Da kann ich nur hoffen, die anderen Filme auch bald irgendwo sehen zu können.

Bis zum 28.02.2019 sind die vier Folgen noch in der Mediathek des BR. Ich empfehle einen großen Fernseher oder Bildschirm. Und bitte das alberne „Skurrile Doku-Serie“ ignorieren …