Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, nichts mehr von den FAZis zu lesen. Pech nur, daß bei einer nicht enden wollenden Wartezeit nur die FAZ rumlungerte.
Und so erwischte ich also einen Artikel von Josef Oehrlein über Hugo Chávez. Der bekanntlich „zermürbt mit seinem ‚revolutionären‘ Dauerwahlkampf das Land.“ (J.O.)
Da zählt Oehrlein zwei neue Programme auf, die Chávez angeleiert hat: Zum einen liefert er verbilligtes Öl an Kuba, als Gegenleistung kommen 5.000 kubanische Ärzte u.a. in die Armenviertel (wo sie laut Oehrlein von den Bewohnern erfreut aufgenommen werden).
Zum anderen treibt Chávez die Alphabetisierungskampagne mit Freiwilligen voran. Aber, und das ist natürlich ganz schlimm: Es wird nach einer Methode gearbeitet , die laut Oehrlein unter Fachleuten als eine der wirkungsvollsten gilt, aber aus Kuba kommt. Und das geht ja nun wirklich nicht. Denn, und das ist wohl zumindest jedem FAZisten klar, diese Programme und Chávez‘ Vehemenz legt den Verdacht nahe, daß es Chávez „nicht nur um eine Verbesserung der medizinischen Verorgung und der Bildung geht, sondern auch um einen Zugewinn an Popularität und Wählerstimmen“*. Für Oehrlein gilt die Parole:
Wenn man weiß, welche schweinische Rolle die kath. Kirche, einige Abgeordnete und Privatmedien beim Putschversuch gegen Chávez gespielt haben, kann ich Oehrleins Satz „Doch dann begann er (Chavez) um so heftigere Attacken und griff Teile des katholischen Klerus an, beschimpfte Richter. Abgeordnete und Medien“ nur noch als dummdreist bezeichnen. Auch mit keinem Wort erwähnt Oehrlein die Versuche Chávez‘, große Teile der Bevölkerung am Öl-Reichtum Venezuelas zu beteiligen, indem er die staatliche (!) Ölgesellschaft aus den Händen einer sich bereichernden Clique riß (Pathos off). Lieber zeichnet er von Chávez noch mal abschließend ein Bild eines Castro-Groupies. Dann kann sich die verehrte LeserInnenschaft ein richtiges Bild machen.
* Was man von einem kleinen Kanzler in Berlin gerade wirklich nicht sagen kann…