Fast alle sind erleuchtet

Manchmal komme ich an Buecher, ohne genau zu wissen, warum ich die eigentlich lese. „Alle sind erleuchtet“ von Kristin Ruebesamen ist so eines.
Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen und halte die negativen Amazon-Kommentare fuer Meinungen verhaermter Menschen (oder sollte es das auch im Buch haeufiger genannte Problem der Verstopfung sein …). Allerdings fragte ich mich, ob die fehlende Nennung des Lektorats vielleicht gar kein Versehen ist, sondern Bestaetigung meines begruendbaren Verdachts, es habe keines gegeben?
In Facebook nachgefragt, hiess es dazu, dass es durchaus einen Lektor gab, dieser nur bescheiden sei.
Allerdings haette etwas weniger Bescheidenheit, dafuer aber etwas mehr Sorgfalt vielleicht den einen ode anderen Stolperstein verhindert. Hier die kleinen und grossen Dinge, die ein Lektorat haette verhindern koennen:
S. 19: Die neue Yoga-Lehrerin heisst hier „Libby“; spaeter immer „Lippy“.
S. 181: Z.1 und 2 werden von derselben Person gesprochen, die An- und Abfuehrungen splitten das falsch auf.
S. 239: „Wendtland“ statt „Wendland“
S. 266 u.: „wie auf einem meuterten Schiff“ – die Besatzung kann (ein Schiff) meutern, das Schiff ist hoechstens „gemeutert“, was aber auch eine ungewoehnliche Formulierung ist.
S. 338: „Bikram Coudhury’s Frau“ – mit Apostroph?!?
Dann sind da zwei NS-Vergleiche, die ich grauenhaft finde:
S. 113: „Die Mentoren waren fuenf Unterscharfuehrer …“. Bei allem Verstaendnis fuer die wahrscheinlich sehr anstrengende Ausbildungssituation – Leuten die Dienstgrade der SS anzudichten ist entweder ein Zeichen historischer Unbedarftheit oder ein krasser Fehlgriff.
Und dass das Wort „Endentspannung“ nach dem Ort absoluter menschlicher Bestialitaet – naemlich der „Gaskammer“ – klingen soll, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Diese Assoziation ist fuer mich degoutant.
Da faellt der Lapsus auf S. 82 kaum noch ins Gewicht:
„… Ich erinnere mich jedoch, dass ich nach September 2001 Liebe zu Obama Bin Laden zu schicken versuchte, was nicht klappte.“ – Vermutlich, weil die an Osama bin Laden haette geschickt werden muessen.
Da die Autorin noch im Sommer 2010 am Buch schreibt (S. 334), das Buch aber schon im September erscheint, koennte ich mir vorstellen, dass es doch ein wenig an Zeit fuer ein ordentliches Lektorat bzw. die Endkorrektur fehlte.
Spass hat die Lektuere aber trotzdem gemacht.

Alle Jahre wieder

Nach fünf Jahren habe ich mal wieder meinen kleinen Wettbewerb „Immer positiv!“ gestartet. Der Gedanke: Daß die meisten Deutschen den Pogromen positiv gegenüber standen, drücke sich auch in der Fehlschreibung „Progrom“ aus.

In diesem Jahr ist die Frankfurter Rundschau Sieger. Zwar gelingt es ihnen, zu Beginn des Artikels über die Streitigkeiten wegen der Rede Alfred Grossers in der Paulskirche die Pogromnacht richtig zu schreiben. Am Ende aber …

FR-ProGrom2010.jpg

Pro & Con iPad

Jürgen Fenn schreibt in seinem Blog, warum er das iPad ablehnt. Ich kann einiges davon nachvollziehen und werde auch skeptisch, wenn (Zeitungs-) Verleger davon die Goldene Zukunft erwarten. Zudem führt er an, daß in de.comp.sys.mac.misc zum Thema „Wozu iPad?“ diskutiert würde und Konsens sei, daß das iPad nichts könne, was nicht auch mit iPhone oder MacBook zu erledigen wäre.

(werbebla on) Auch ich war anfangs skeptisch. Aber dann … (werbebla off)

Ich habe seit rund zwei Wochen ein iPad mit 3G. Obwohl ich schon ein iPhone 3G und ein MacBook Pro nutze. „Was kann ein iPad, was die anderen Geräte nicht können?“ Die Frage ist für mich falsch gestellt. Um noch einmal Marketing-Sprech zu bemühen, hat schon das iPhone meine Produktivität im Gegensatz zum Nokia E65, das ich davor benutzte, enorm gesteigert. Das lag an der komfortableren Nutzbarkeit, die das Mail- und selbst Textbearbeiten vereinfachte und Surfen eigentlich erst ermöglichte. Vielleicht sind meine Anforderungen auch zu speziell – aber meine Argumente für das iPad begegnen mir inzwischen öfter.
Ich arbeite als Rechercheur und Autor und bin viel radelnd / zu Fuß unterwegs. Da war das MacBook fast immer dabei, und das machte sich irgendwann doch schwer bemerkbar. Die 2,1kg merkte ich jedenfalls auf Dauer. Umgekehrt war ich meist erleichert, wenn es mal nicht dabei war, das iPhone reichte dann für vieles. Aber Texte zu tippen wurde dann eher auf daheim verschoben. Mit den 700g und einer leichten BlueTooth-Tastatur, mit der ich schneller als auf dem MacBook tippe, ist das mobile Arbeiten jetzt mehr als bequem. Der Schirm ist für meine alten Augen angenehm groß, ich kann unterwegs kürzere Einträge auch bequem auf der virtuellen Tastatur tippen. Auf dem iPad lese ich lieber als auf dem iPhone, obwohl Stanza auf dem iPhone schon eine großartige Sache ist. Und vor allem eben: Schreiben ist mit dem iPad eine tolle Sache.
Das mag ein Sonderfall sein. Für Leute, die unterwegs programmieren, Videoediting betreiben oder DVDs schauen wollen, ist das iPad natürlich nichts. Und die keine größeren Mengen Text verarbeiten müssen, sind mit dem iPhone sicher auch gut bedient. Was ich aber immer öfter höre: Leute, die das iPad haben, sitzen häufiger vor dem und nicht mehr vor dem Rechner. Und so geht es mir auch (ich tippe diesen Eintrag gerade am iPad). Ähnlich wie mein altes Psion netBook ist das iPad auch bestens geeignet, um im Bett zu surfen oder Videos zu schauen – dafür war mir das MacBook zu sperrig und zu laut, der iPhone-Schirm zu klein.
Ach ja: Echte Bücher aus Papier lese ich sehr gern. Und ich schreibe sehr viel mit der Hand, das geht noch tadellos 🙂

Nachruf als Klingelton

Mein Google Alert zu Heinz Czechowski brachte mir heute einen etwas schrägen Eintrag:

Angebot Nachruf Heinz Czechowski als Klingelton

Heinz Czechowski hätte das vermutlich bestens amüsiert und in seiner Sicht auf das Leben bestätigt.

Und wieder mal erinnern


verderber.jpg

Deutschlands Verderber ist natürlich ein bißchen simpel. Auch Arschloch würde es wohl nicht richtig treffen. Verrückter sowieso nicht. Um das besser einschätzen zu können, empfehle ich auch heute wieder, die

Analysis of the Personality of Adolph H**ler
With Predictions of His Future Behavior and Suggestions
for Dealing with Him Now and After Germany’s Surrender”

zu lesen.

Ein Schild – zwei Bedeutungen?

hoechstens30.jpgBisher hatte ich immer angenommen, dieses Schild hätte nur die Bedeutung, die Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h zu begrenzen. Doch nach dem Fällen von 63 Platanen, die Ende der 1980er Jahre in der Venloer Straße gesetzt wurden, für freien Blick bis zum Helios-Turm bietet, wird die zweite Botschaft deutlich: „Hier wird kein Baum über 30“


Kein_Baum_30-kl.jpg

Agamben revisted

Agamben etwas umgeschrieben: „Der permanente Ausnahmezustand ist inzwischen eine der geläufigen Praktiken der heutigen Büros.“

Nachruf auf einen Nachruf

Heinz Czechowski ist tot. Hierzulande wurde er viel zu wenig gelesen. Vermutlich wird sich auch in Zukunft, an die er mit Recht nicht glaubte, daran wenig ändern. Was seine Gründe hat. Die aber nicht gegen ihn sprechen.

Wer ein wenig gerade in seinen neueren Texten liest, ((vieles ist in schönen Ausgaben bei Grupello erschienen)) bemerkt schnell seine Heimatlosigkeit, seine schmerzhafte Fremdheit, ob nun in Schöppingen, Limburg, Frankfurt. Daher überlege ich ob Tilman Krauses Satz im WELT-Nachruf

Viele Stipendien ermöglichten dem Autor auch ein vielfältiges Pendeln von einer deutschen Stadt zur nächsten.

nicht etwa ignorant ist; sondern eine Ohrfeige für oder vielmehr gegen den Literaturbetrieb, der diesen großen schwarzen Dichter so geflissentlich ignorierte. (Und man komme mir jetzt nicht mit Preisen.)

Trauer um Heinz Czechowski

HC-RIP.jpg

Heinz Czechowski ist tot.

Er war kein einfacher Mensch.

Keiner, der auf Freunde wert legte, die es nicht wert waren.

Keiner, der im Betrieb mitspielte, weil er den Ernst des Betriebes kannte.

Keiner, der einem mit seinen Gedichten und Texten das Leben leichter machte, weil es eben nicht leicht ist.

Heinz Czechowski ist tot.

(1935 – 2009)

Libreka? ADE!

Also, für die Statistik: Vier der heutigen Downloads („Schmerzfrei sparen“) bei den Libreka Download Days stammen von mir.

Irgendwann habe ich es verstanden (mag sein, ich bin zu dumm für das Internet; vielleicht war es auch nur zu früh), um 7:30h eine Adobe ID geordert, Adobe Digital Edition (ADE – sic!) installiert und beim Betrachten der Oberfläche zwischen Lachen und Weinen geschwankt.

Um 8:24h mich dann entschieden, mir Libreka schmerzfrei zu sparen und um Löschen meines Accounts gebeten. So ein Angebot möchte ich nicht einmal nutzen, wenn der Download kostenfrei ist. #fail – und mein Buchhändler freut sich weiterhin über meinen Besuch.

Mehr zu Libreka gibt es hier.