Der überflüssige Mensch

Morgen, Sonntag, bringt SWR2 (leider kein Webstream!) von 18:30-20.00 Uhr einen Essay von Thomas Horst:

„Der überflüssige Mensch. Ein negativer Held in der russischen Literatur“
Die Figur des lischnij tschelovek – des »überflüssigen Menschen« – ist aus der russischen Literatur vor allem des 19. Jahrhunderts nicht wegzudenken. Ihn verkörpert, in je eigentümlicher Gestalt, Puschkins Eugen Onegin, Gontscharovs Oblomov oder Dostojevskijs Raskolnikov. Der Typus repräsentiert ein umstrittenes, oft verfemtes Lebensmodell, das von Passivität und sozialer Isolation, Handlungshemmung und kontemplativer Versonnenheit geprägt ist. In ihm kommt die krisenhafte Reaktion der russischen Gesellschaft auf die »westlichen Ideen«, im Zeichen drohender Modernisierung, zum Ausdruck. Der blasierte Dandy, der entwurzelte Idylliker, der schwermütig Lethargische, der idealistische Raisonneur, endlich der destruktive Nihilist bilden Varianten dieser Selbstdeutung. Es sind nicht zuletzt solche Figuren, die etlichen Werken der russischen Literatur ihr unverwechselbares Kolorit gegeben haben.

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