Michael Saagers Besprechung im dschungel 9 / 2013, S. 12 trägt die Unterzeile “Vergesst Tom Wolfe!”. Mein “Gefühl” aka mein durch längere Leseerfahrung gebildetes Vor-Urteil sagte mir: “Vergiß diesen Text.” Unaufgeregt, ohne Rufzeichen. Aber, wie sich beim Lesen herausstellt, berechtigt.
Wer einen Aufsatz-Band mit der Aufforderung beginnt, etwas anderes auf den Schutthaufen der Geschichte zu werfen, wird seine Gründe haben. Bei Michael Saager kann es eigentlich nur – im wahrsten Sinne der Phrase – “name dropping” sein – in seinem Text taucht Tom Wolfe nicht mehr auf.
Stattdessen lese ich ein Musterbeispiel verschwurbelt-candierter Textbaustein-Prosa, das großartig für ein Anfänger-Seminar “Wie soll ich nicht schreiben” taugt. Möglicherweise erlag Saager beim Schreiben seines Textes der Illusion, durch polternden Überschwang bereits “die Gepflogenheiten des sogenannten seriösen Journalismus ein bisschen umzukrempeln”.
Daß etwas an der Aufforderung zum Vergessen nicht stimmen könnte, wenn er über einen Autor schreibt, der noch nicht mal geboren war, als Tom Wolfe bereits erfolgreich veröffentlichte, scheint ihm nicht in den Sinn gekommen zu sein.
Und wenn diese Unterzeile gar nicht von ihm stammt, vielleicht sogar gegen seinen Willen eingesetzt wurde? Dann bleibt es immer noch ein langweiliger Text, der mit dieser Parole vielleicht gerettet werden sollte.
Schön, daß ich mich noch auf mein Lesegefühl verlassen kann.