Nach neuesten Erhebungen besitzen aktuell 17,9 % aller in Deutschland verwendeten Computer keine Komma-Taste. 2011 waren es nur 6,7%.
Vor 75 Jahren
Blick auf die Anklagebank beim Nürnberger Prozess; ©NARA, Public Domain
Gerade habe ich mich durch Dokumentationen über den Nürnberger Hauptkriegsverbrecher- und über den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozeß geschaut, da sendet der WDR das Zeitzeichen von Martina Meißner zu den Schlussworten der Angeklagten in Nürnberg am 31.08.1946.
Was für mich weiterhin beeindruckend bleibt: Daß die Angeklagten nicht, wie sie es wohl selbst schon erwarteten, einfach hingerichtet wurden, sondern ein Prozeß geführt wurde.
Die Urteilsberatung dauerte dann noch einmal vier Wochen. Über die Urteilsverkündung als dem juristischen Schlußpunkt wird in der Wochenschau vom 4. Oktober 1946 berichtet.
Dümmer geht ümmer
Lufthansa läßt in einem Video zur originellen Werbekampagne „Say Yes To The World“ für umweltzerstörende Fortbewegung jemanden in Manhattan sagen:
„Ich finde, wir sollten begreifen, daß wir nicht alleine sind. Die Welt zeigt uns das.“
Wer das in Manhattan nicht begreift, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Von ähnlicher Simplizität die junge Frau, die die Welt liebt,
„weil sie einfach so schön ist“.
Und das müssen jetzt aber auch wirklich alle alle Menschen mittels Flugreisen sehen. Am besten erst mal zu den Eisbären in die Arktis. Solange es die noch gibt.
Medien-Macht
Seit langem habe ich mal wieder die GoogleNews-App geöffnet. Die zeigte mir, wie wichtig eine eigene Filterblase ist, um geistig-seelisch gesund zu bleiben. In der für mich kuratierten (?) Zeitleiste fanden sich fast nur Quellen, die ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde. Beim Durchwaten des sich daraus ergebenden Nachrichtenstroms voller hysterisch-negativer Meldungen merkte ich, wie mein Hirn mit dunklem Sirup förmlich verklebt wurde. Wie ich es zuletzt erlebt hatte, als ich ein „Boulevard“-Drecksblatt jahrgangsweise durchblättern mußte.
Ein Volk, ein Ball, ein Spielführer
Uff, und ich dachte schon, ich sei der einzige, der diese ständig auf Anschlag propagandierenden Phrasendrescher im öffentlich-rechtlichen Sportfernsehen für bedenklich hält. Schlimmer als die Verabschiedung vom Journalismus ist aber die übel müffelnde Tendenz zum großen WIR.
Ein gutes „Breitband“-Gespräch bei Deutschlandfunk Kultur mit Jürgen Roth über die Sportjournalisten der Fußball-WM: „Das sind PR-Heinis“.
lechts und rinks
Wieder einmal ein sehr gutes Politisches Feuilleton im Deutschlandfunk Kultur. Tobias Ginsburg plädiert für klare Begrifflichkeiten (Link zur Audiodatei). Ich kann allerdings verstehen, daß Rechtsextreme sich nicht als „Rechtsextreme“ bezeichnen lassen wollen – „Nazis“ klingt eben einfach schmissiger.
Musik zum Tag
Typisch Lügenpresse …
„Der böse Mann mit dem kleinen Bart ist noch gar nicht tot …“
2001 veröffentlicht, ist Jan Delays Liedtext von „www.hitler.de“ immer noch aktuell. Über den erwähnten „General von Stauffenberg“ (der kein General war) sollte aber noch mal gesprochen werden.
Lecker Tod
Beim Urlaub im Land des „Nieuwe Maatjes“ habe ich mich gefragt, wie das eigentlich mit dem Töten des Herings aussieht. Mir war schon klar, daß es für die Fische kein Spaß ist – aber so heftig? Die Krepierzeit , die ich in dem Dossier (PDF) der Organisation „fair fish“ gefunden habe, beträgt bei
- lebend ausnehmen (Kehlen im Fall von Heringen): 25–65 Min., bei
- Erstickenlassen ohne Ausnehmen: 55–250 Min.
Eet smakelijk und guten Appetit.
DRadio Wissen – alles für die Quote?
Bei DRadio Wissen kann man ModeratorInnen oft beim Suchen nach Gedanken während des Redens zuhören. Dieser Beitrag von Magdalena Bienert über “Hohle Phrasen in der Kunstwelt” senkt das “Ich bin doof, und das ist auch gut so!”-Niveau auf eine neue Stufe. Was ist unter dem Tiefparterre?
Daß eine DRadio-Redaktion solche populistisch-dummen Beiträge sendet, macht mich dann aber doch sprachlos. So zwei bis drei Sekunden.
WTF, ARD?
Ziemlich erschüttert habe ich die Doku „Legenden: Joachim Fuchsberger“ gesehen. Bzw. das Ende. „WTF!?!“ – um mal onlinetypisch zu kommentieren, wie inzw. in der ARD mit Sendungen umgegangen wird.
Am Ende der Doku gibt es einen recht bewegenden OT von Fuchsberger, der im Film deutlich auf Wirkung = 1 – 2 Sekunden Nachhall + ruhigen Abspann ausgelegt war. Und was macht die Sendezentrale? Man ahnt gerade noch Fuchsbergers „…“, da knallen die mit lustig-lustig-Musik und einer grellen Hinweistafel für den kommenden Montag in dieses Ende.
Daß sie dann noch die falsche Abspanntafel einblenden, entbehrt nicht der Komik, denn der fälschlich gezeigte Sendetitel „Um Himmels willen“ trifft diese ARD-Barbarei bestens.
Fremdschämen für die ARD nimmt weiter zu. Und ich bin mir sicher, daß das heimlich unterstellte Motto „Wir machen Programm, das wir selber nicht anschauen würden“ zumindest für die Programm-Designer zutrifft.
Vorwärts und nicht vergessen
Der böse Mann mit dem kleinen Bart ist noch gar nicht tot …
Dieses Jahr empfehle ich zur Lektüre Daniel Erks „Hitler-Blog“ bei der taz.
Kommunikationsprofi – oder: Wie man Kommunkationshürden erhöht.
Ich amüsiere mich gerade über das Kommunikationsverhalten von Dr. Röttgen auf abgeordnetenwatch.de. Seine Standardantwort dort:
Sie haben über das Internetportal „abgeordnetenwatch“ eine Anfrage an mich gerichtet. Ich möchte mich dafür bedanken.
Selbstverständlich bin ich sehr gerne bereit, interessierten Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort zu stehen. Ich möchte Sie jedoch bitten, Ihre Frage unmittelbar an mein Büro zu richten oder mir Ihre Postanschrift mitzuteilen, damit ich Ihnen persönlich eine Antwort zukommen lassen kann.
Sie erreichen mich per Mail ( norbert.roettgen@bundestag.de ), per FAX (030/22776981) oder per Post (Platz der Republik 1, 11011 Berlin) – bei Anliegen, die meinen Wahlkreis betreffen, gerne auch über mein Wahlkreisbüro (Wesselstr. 10, 53113 Bonn). Bei Fragen, die meinen Zuständigkeitsbereich als Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit betreffen, schreiben Sie mir bitte eine E-Mail an service@bmu.bund.de . In der Landesgeschäftsstelle der nordrhein-westfälischen CDU erreichen Sie mich unter www.cdu-nrw.de
So erhöht man Kommunkationshürden. Dr. Röttgen ist da kein Einzelfall. Sollte vielleicht auch bei Fragestunden im Bundestag angewendet werden, dann geht das schneller …
Dagegen Hans-Christian Ströbele: „Leider mußte ich feststellen, daß Ihre Frage aus dem letzten Jahr bisher nicht beantwortet wurde, sondern bei mir verloren gegangen ist. Deshalb kommt jetzt erst meine Antwort.“