Kultur-Kopierer

Nein, ich halte es nicht für ein Zeichen von Blog-Kultur, per Copy&Paste komplette Zeitungs- oder Webartikel in einen Blog zu packen; ohne eigene Kommentare oder Ergänzungen ist das doch reine Fleißarbeit, die sich zuhauf im Netz findet (nämlich dort, wo sich diese „Blogger“ bedienen). Das Urheberrecht ist diesen Leuten wahrscheinlich eh wurscht, so lange sie schicke Texte klauen können, um überhaupt etwas in ihrem Blog stehen zu haben.

Kleine "Bibliothek der Lyrik"

ORF-LogoDas ORF-Radiokolleg (Mo.-Do., jew. 09.30-09.45h und Wdh. 22.35-22.50h)
(ORF-Livestream) plant eine kleine Lyrik-Bibliothek:

Radiokolleg – Nachrichten aus der Nussschale
„Etwas auf den Punkt bringen“ heißt im Englischen „to put it in a nutshell“ – Leg es in die Nussschale. Gedichte sind solche Nussschalen, wenige Worte können genügen …
In dieser Radiokolleg-Reihe sollen Lyrikerinnen und Lyriker zu Wort kommen, die in ihrem Schreiben auf die Sprachkraft des Gedichts vertrauen.

Mehr hier.

Geiz

An der Kasse des Kölnischen Kunstvereins.
Sie (Ende 20): Kostet die Führung was?
Kassa: Ja, 2 Euro.
Sie: Und wenn man Mitglied im Kunstverein ist?
Kassa: Sind Sie denn Mitglied?
Sie: Nein, aber meine Freundin, die kommt nachher.
Tja, Geiz macht erfinderisch. Oder doch einfach nur blöd?

Quäl meiner Freude

Nachdem in den Kommentaren ja schon eifrig geätzt wird, möchte ich heute und abschließend die eigenständige und uns „was bringende Leistung“ von FuF loben. Da wird einfach ein kompletter Artikel aus der Zeitschrift, deren Namen wir nicht nennen (Google-Ranking, u no), eingestellt, als gäbe es kein Urheberrecht. Und dann noch mit der flotten Bemerkung

Um nicht nur die (XXX) zu zitieren, die manche als Ausbund des Rechtsradikalismus ansehen

versehen. Was wohl kein Versehen sein dürfte.
Diese „manche“ gibt es bestimmt auch (weil: Simple Köpfe gibt es immer). Ich würde eher die Formulierung des VS NRW bevorzugen:

Die Berliner Wochenzeitung ‚Junge Freiheit‘ (JF) ist eines der wichtigsten Sprachrohre und Foren der so genannten „Neuen Rechten“. Als „Neue Rechte“ versteht man intellektuelle Strömungen, die Anhaltspunkte für den Verdacht des Rechtsextremismus bieten, und die sich in der Tradition der „Konservativen Revolution“ aus der Zeit der Weimarer Republik sehen. (…)
Die ‚Junge Freiheit‘ kennzeichnet ein grundlegender Antiliberalismus, der mit Elite-Denken, Kritik am parlamentarischen System und an der Idee der allgemeinen Menschenrechte verbunden ist. Die Zeitung vertritt einen ausgrenzenden Nationalismus, der auf den Prinzipien des so genannten „Ethnopluralismus“ beruht. Dieser sieht die räumliche, zumindest aber kulturelle Trennung ethnischer Gruppen vor. Vor diesem Hintergrund tauchen Ausländer und deutsche Staatsbürger mit Einwanderungshintergrund in der Regel als Störfaktoren auf, die die ethnische Homogenität Deutschlands bedrohen.
Die häufig distanzlose Berichterstattung über die Aktivitäten rechtsextremistischer Parteien und Organisationen bieten weitere Anhaltspunkte für den Verdacht, das eine Ablehnung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung durch die JF vorliegt.

Erstaunlich, wie sich FuF als Warner vor extremistischen Strömungen geriert, aber locker dieses Blatt mit jovialem Beisatz zitiert. Aber das Etiektt „suspekt“ muß man sich ja auch erst mal verdienen. Also Glückwunsch dazu, FuF!

Aus besonderem Anlaß

Die communis opinio substituiert die Wahrheit, faktisch, schließlich indirekt auch in manchen positivistischen Erkenntnistheorien. Über das, was wahr und was bloße Meinung, nämlich Zufall und Willkür sein soll, entscheidet nicht, wie die Ideologie es will, die Evidenz sondern die gesellschaftliche Macht, die das als bloße Willkür denunziert, was mit ihrer eigenen Willkür nicht zusammenstimmt. Die Grenze zwischen der gesunden und der pathogenen Meinung wird in praxi von der geltenden Autorität gezogen, nicht von sachlicher Einsicht.
Theodor W. Adorno: Meinung, Wahn, Gesellschaft (1963)

Schlag nach bei Rilke

In den unendlichen Weidegründen von presseportal.de fand ich heute etwas, das doch prima zum herannahenden Frühling paßt (Sie wissen schon: Die Jahreszeit, die das grüne Band der Sympathie wehen läßt). Stefan Gessulat, Chefredakteur des Männer- und Lifestylemagazins MATADOR, erklärt, warum man mit einem Liebesbrief überzeugen kann:

Der Anfang ist also gemacht, aber was schreibt man denn seiner Traumfrau?

0-Ton: 28 Sekunden Dabei darf man auch ruhig ein bisschen romantisch werden und sollte nicht zu nüchtern sein und kann zum Beispiel auch, sich Kosenamen einfallen lassen für die Angebetete. Und wenn es einen an Ideen ein bisschen mangelt, dann ist es auch absolut okay, sich bei großen Klassikern inspirieren zu lassen und mal ein paar schöne Gedichtbände zur Hand zu nehmen. Rainer Maria Rilke zum Beispiel ist ja für seine Liebesgedichte berühmt gewesen und da kann man sich bestimmt auch die eine oder andere Anregung gut holen.

Matador-Screenshot
Warum denke ich jetzt bloß an „il cornuto“?

Quäl:lenstudium leicht gemacht

Mein neuer Lieblingsblog Fakten und Fiktionen bietet heute wieder ein Beispiel kritischer Denkart. Man zitiert dort im Zusammenhang mit den Vorgängen im Libanon Beiträge aus dem (bedenklichen) Muslim-Markt Forumsbeiträge, um mal klar zu machen, wie schlimm die Moslems hier in der BRD so drauf sind (und daß die nicht mal Deutsch können).
Alle Achtung: Muslim-Markt als Beleg, was Muslime im allgemeinen in Deutschland denken. Und demnächst gelten Stellungnahmen aus irgendeinem 88-Forum als Beleg dafür, wie die Mehrheit in Deutschland denkt. kopfschüttel

Neue Qual:itäten

Fakten und Fiktionen stellt neue Kriterien der politischen Bewertung auf (oder vielmehr: ziemlich alte).

Sgrenas Freund und Chef Scolari, der den Mordvorwurf als erster äußerte, gehört politisch so zum Unkeuschesten, was in der Linksszene herumkreucht: zu den Anarcho-Syndikalisten!

Ja, ich glaube, Anarcho-Syndikalisten würden sich niemals mit dem Begriff „keusch“ in Verbindung bringen wollen. Und das ist vermutlich auch gut so.
Und daß er/sie/es auch noch den Begriff journalistische Ausgewogenheit in die Tastatur klappert, paßt bestens zu seiner Linkliste. Total keusch, die.

kreisch!

Heute landete die neue PAGE hier, und da lese ich immer als erstes die Rubrik Was lesen Sie?. Und noch gut die gestrige Ignoranz im Ohr, mußte ich schallend lachen:

Welches Buch hat Sie zuletzt besonders begeistert? – Das war „Das Gastmahl“ von Platon – Haben Sie es auf Griechisch gelesen?

Gut, diese Frage ist vielleicht noch gerade interessant, wenn man sie einem Altphilologen oder einer Platon-Expertin stellt. Aber: Wieso stellt PAGE sie einem Werber/Grafiker/Fotografen, nur weil er einen griechischen Namen hat??? Zumal das Interview vermutlich in Deutsch geführt wurde.

Und mit Platon haben Sie sich auf die Suche nach den Wurzeln begeben?

Geht’s noch??? Platon ist ein paar Jährchen tot, ey. Aber vermutlich war das Interviewerlie völlig unfähig, irgendwas zu Platon zu fragen, was mit dem Inhalt des Buches zu tun hat.

Ja, aber nicht nach meinen persönlichen Wurzeln.

Gut gegeben. Aber vermutlich hat es der Frager oder die Fragerin gar nicht gerafft…
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ich habe goethe gelesen – ah, herr bundeskanzler, sie wollen nach ihren wurzeln suchen.

Ruhe

Silentium - FilmfotoGenau: In den Film geh ich. Ich bin ja nicht der ganz große Haas-Lesefan. Aber wenn der Hader mitspielt, ist’s schon leiwand. Und „Komm, süßer Tod“ war auch bestens.
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und die Musik von den sofa surfers!

sancta simpel:ism

Heute im Kölnischen Kunstverein geballte Ignoranz erlebt. In der von Mark Terkessidis moderierten Veranstaltungsreihe HETEROTOPIEN sollten Santina Battaglia und Cem Özdemir eben über Heterotopien diskutieren. Dummerweise führte Terkessidis zu Beginn aus, daß die Frage „Woher kommst Du?“ häufig eine Belastung für Menschen mit (scheinbar) migrantischem Hintergrund sei, was Battaglia durch Untersuchungen belegte. Dadurch sah sich leider ein großer Teil der Anwesenden Guten Menschen bemüßigt, doch mal klar zu stellen, daß es nun gar nicht schlimm ist, wenn sie Menschen mit (scheinbar) vorhandenem migrantischem Hintergrund fragen, woher sie denn kommen. Ich laß mir doch nicht von dahergelaufenen Ausländern vorschreiben, was ich fragen darf! Sollen die sich mal nicht so haben. Genau! Und was bringen Fakten, wenn ich sie ignorieren kann. Und mein Opa war auch kein Kriegsverbrecher!