Gibt mir zu denken …

Eine mir nahestehende Person hat seit längerer Zeit aus beruflichen Gründen eine Batterie von Mobilgeräten. Samsung, HTC, HP, Blackberry, Nokia, Sony. Mit Android, Bada, webOS, Windows Phone.

Und freute sich jetzt wie ein Schneekönig auf den gebraucht gekauften iPod Touch. Irgendwas muß an den Apfelprodukten dran sein …

Typofreak

Bei Facebook sah ich einen Hinweis vom Verlag Hermann Schmidt auf Hypnotic type. 109.242 Schriftzeichen in 2:31 Stunden.

Wer mich kennt, weiß, daß man mir nur ein Zuckerl mit dem Wort “Typo” hinhalten muß, schon sause ich los. Typofreak eben. Ich schaue mir z.B. gern Schriftmusterbücher an (Kaprs “Schriftkunst” ist immer ein Quell großer Augenfreude), überhaupt schöne oder originelle Druckerzeugnisse. Oder Gary Hustwits spannende Doku “Helvetica” über diese scheinbar alltägliche Schrift.

Was mich bei Hypnotic type erwarten sollte, konnte ich mir allerdings nicht vorstellen. Daß da 2,5 Stunden lang Unicode gezeigt würde, hielt ich für unmöglich.

Also schaute ich erst mal mit dem iPhone ins Video. Die ersten 1–2 Minuten liefen Unicode-Zeichen zu clubbiger Musik. Das konnte doch nicht die ganze Zeit so weiter gehen? Also sprang ich zu Minute 32, dann zu 1h15. Doch, ging so weiter. Ich war erst mal fassungslos. Das war nun wirklich nerdig.

Also verband ich iPhone mit dem Fernseher, große Soundanlage dazu – und los ging es. Mit jedem neuen Unicode-Satz wechselte die Hintergrund-Farbe, ein kurzer Blick nach links unten zeigte, was jetzt dran war. Schnell fielen die Ähnlichkeiten, aber auch die Unterschiede auf.

Durch die zentrierte Anordnung sah ich, wie sich manche Schriften im Raum “bewegten”, während viele setz-freundlich mittig blieben. Bei Minute 7 kam dann mein erstes Hochlicht: Die Schrift der Lepcha begeisterte mich mit ihren schönen Schwüngen.

Nach kurzer Zeit war jeder Gedanke, daß es aber doch ziemlich irre sei, sich die ganze Zeit Schriftzeichen in schneller Abfolge anzusehen, verschwunden. Es stellte sich beim Betrachten ein “Flow” ein, der beinah etwas meditatives hatte. Und der mir zeigte: 26 Zeichen sind nicht genug 🙂

Absolute Guck-Empfehlung.

Ein völlig irrelevanter Gedanke zur "Diskussion über Beschneidung"

Einen Moment lang hatte ich eine ganz merkwürdige Bild-Erinnerung. An diese „Bilder“(komm, sag schon Hetzzeichnungen …), in denen sich Männer an kleinenunschuldigenKindern(TM) vergriffen. Wenn sie sie nicht gleich fraßen oder wenigstens ihr Blut soffen. Wogegen natürlich die aufrechte Christenheit aber so was von angehen mußte.

Aber dies ist natürlich ein völlig irrelevanter Gedanke. Wie kam ich nur darauf?

Das war der Bachmann-Bewerb 2012

Eigentlich – und dieses Wort ist fatal -, eigentlich sind die “Tage der deutschsprachigen Literatur” schon lange tot, und ich hielt in den vergangenen Jahren respektvollen Abstand – schon, weil es doch recht streng roch.
Doch nachdem ich von heftigen Auseinandersetzungen wegen des Textes (PDF) von Sabine Hassinger gelesen hatte, gab ich mir einen Ruck, legte all meine Hoffnung auf niveauvollen Umgang mit Literatur in die URL und hörte zunächst in den Text der Autorin (leider nur als .wmv vorhanden). Um mich nach fünf Minuten entgeistert zu fragen, welche Probleme einige der JurorInnen damit hätten. Wenn das inzw. “experimentelle Avantgarde” ist, dann “Gute Nacht, literarisches Experiment”.

Danach also die Diskussion (.wmv) gehört. Während der ich vier Mitglieder der Jury innerlich in die Tischkante beißen hörte, während sie still “Holt mich hier raus, ich liebe Literatur!” brüllen. Eine Veranstaltung, bei der der Juryvorsitzende teilnehmende Literaturkritikerinnen dazu ermahnen muß, daß literarische Texte nicht nach ihrer Leichtverdaulichkeit oder Timemanagementgemäßheit beurteilt werden sollten, werde ich jedenfalls nicht weiter wahrnehmen (in any sense of this word).

Sondern mich lieber auf die Lektüre zukünftiger Texte von Paul Jandl, Hildegard Elisabeth Keller, Burkhard Spinnen und Daniela Strigl freuen.

Schade, daß Hubert Winkels mich enttäuscht hat; aber er wird es verkraften. Daß Frau Feßmann u.a. für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung arbeitet, beruhigt mich dagegen sehr – das ist eh’ unlesbar. Sie würde vermutlich auch Joyce’ “Ulysses” damit kommentieren, daß da ein Mann einen Tag lang durch Dublin läuft, die Form keinen ästhetischen Mehrwert biete und das Werk nur „experimentelle Schaumschlägerei“ sei.

eigentlich sind d Die “Tage der deutschsprachigen Literatur” sind schon lange tot.

WTF, ARD?

Ziemlich erschüttert habe ich die Doku „Legenden: Joachim Fuchsberger“ gesehen. Bzw. das Ende. „WTF!?!“ – um mal onlinetypisch zu kommentieren, wie inzw. in der ARD mit Sendungen umgegangen wird.

Am Ende der Doku gibt es einen recht bewegenden OT von Fuchsberger, der im Film deutlich auf Wirkung = 1 – 2 Sekunden Nachhall + ruhigen Abspann ausgelegt war. Und was macht die Sendezentrale? Man ahnt gerade noch Fuchsbergers „…“, da knallen die mit lustig-lustig-Musik und einer grellen Hinweistafel für den kommenden Montag in dieses Ende.

Daß sie dann noch die falsche Abspanntafel einblenden, entbehrt nicht der Komik, denn der fälschlich gezeigte Sendetitel „Um Himmels willen“ trifft diese ARD-Barbarei bestens.

Fremdschämen für die ARD nimmt weiter zu. Und ich bin mir sicher, daß das heimlich unterstellte Motto „Wir machen Programm, das wir selber nicht anschauen würden“ zumindest für die Programm-Designer zutrifft.

7. Februar 1935

Heute ist der Geburtstag des Lyrikers Heinz Czechowski. Für den Vorsitzenden von „G.w.s.d“ ist solche Erwähnung natürlich überflüssig. Sie bietet aber doch Anlaß, wieder einmal auf das Werk dieses großartigen Lyrikers und Schriftstellers hinzuweisen.

Bei Grupello sind viele seiner Bücher zu haben. Und als Anregung weise ich auf den schönen Beitrag von Gisela Trahms über Czechowskis Gedicht „Zu Mickel“ hin.

HQ Trash

Nichts schlechtes über ein gewonnenes Buch …? Trotzdem: Ich bin bestürzt, daß ein der Osburg-Verlag, der die viel gelobte Biographie Essad Beis veröffentlicht hat, ein Buch wie „Japan Inc.” herausgibt.
Groschenroman in dick. Dazu schludrig lektoriert. Bei S. 86 bin ich ausgestiegen:
[Szene im Restaurant] „Sie sprang auf. Sollten die Leute nur gaffen. [… in den folgenden sieben Zeilen schimpft sie auf den Mann ein, setzt sich aber nicht. Neuer Absatz:] Als sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, sprang sie rasch auf, …”.
Das Buch eine Luftnummer. Die Figuren Abziehbilder. Sicher, seit Schätzing oder Dan Brown weiß ich, daß viele Thriller-LeserInnen nicht allzu großen Wert auf Stil oder Originalität der Figuren zu legen scheinen – beider Werke strotzen ebenfalls vor schlichten Stereotypen und Jerry-Cotton-Typisierung. Das macht dieses Buch aber leider nicht besser. Die anschließenden Stichproben und besonders der Schluß haben das Niveau leider nur bestätigt.
Karl Pilny hätte aus dem historischen Stoff ein Sachbuch machen können; oder der Verlag Daniel Barenblatts Buch „A Plague upon Humanity: The Hidden History of Japan’s Biological Warfare Program” veröffentlichen. Aber „Japan Inc.” rechtfertigt bestenfalls ein, natürlich auch im Buch vorkommendes, symbolisches Yubitsume.
Erfreulich dagegen, daß Osburg gerade auch Wilhelm Bartschs Roman „Meckels Winkelzüge” herausgegeben hat – das versöhnt mich sofort mit dem Verlag (Buch ist bestellt).

Blöd ist geil

Im Prolog zu Blödmaschinen – Die Fabrikation der Stupidität“ schreiben Markus Metz und Georg Seeßlen von „einem gemeinsamen Genuß der Blödheit“.

Und als wollte mich auch das Fernsehen in der Richtigkeit der Lektüre bestärken, hörte ich am Sonntag im west.art Talk Ursula März erzählen, wie sie dank einer geschenkten Karte zum ersten Mal mit 2.000 Menschen in der Waldbühne saß und den Philharmonikern zuhörte. Obwohl: Das hat sie nicht gesagt. Vielmehr: Wie dort statt Applaus eine Laola gestartet wurde. Und wie sie bei der zweiten Welle natürlich mitgemacht habe.

Ich hoffe nur, in dem Buch auch eine Anleitung zu finden, wie ich mit solcher Blödheit umgehe. Denn vermutlich wird Frau März die Laola-Mitmacherei nicht als eine solche empfunden haben oder empfinden. Von all der anderen Blödigkeit mal ganz zu schweigen.