Kinotip

Gestern abend die zu Recht komplett ausverkaufte Vorstellung von 7 Brüder gesehen. Toller Film. Aus 56 Stunden (schön gefilmtem) Interviewmaterial wurden 86 Minuten zusammengestellt, in denen die 7 Brüder (Jg. 1929 bis Jg. 1945) ihr Leben spannend und witzig erzählen.

Großes Kino! Hingehen! Ansehen! *

Bloß nicht warten, bis der mal im ZDF (Das kleine Fernsehspiel hat mitproduziert) läuft. Weil das wirklich ein KINO-Film ist (den zweiten Blick kann man dann ja noch immer auf die Glotze werfen).
Naja, und ich kann es dann doch nicht vermeiden, in diesem Zusammenhang Eberhard Fechner zu nennen. Durch ihn habe ich die Welt des Interviewfilms (des Fechner-Films???) entdeckt.
* (Hier gibt’s die Kino-Termine.)

Gestern im Tatort

In dem gestrigen, ziemlich witzigen und bestens zur Buchmesse passenden Tatort (die haben ein prima Archiv, mit KommissarInnen, die ich komplett vergessen habe) gab’s ja ne ziemlich witzigen Dialog, zwischen Sandra Borgmann als introvertierte Autorin und dem Herrn Kommissar Leitmayr:
„Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“ – „Ist das von Ihnen?“ – „Das ist eine kollektive Erinnerung.“

Tja, wohl nicht, wenn’s dem Herrn Kommissar nicht mal einfällt. Der ganze Text hier.

Voll geluhst

Wenn ich bei Günther J. sein Quiz folgende 100.000€-Frage bekommen hätte, wäre ich wohl ohne die Kohle nach Hause gegangen (und ob mir der Publikumsjoker geholfen hätte?):
Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute im Weinberge. Er antwortete aber und sprach: Ja, Herr! und ging nicht hin. Und er ging zu dem anderen und sprach gleich also. Der antwortete aber und sprach: Ich will‘s nicht tun. Danach reute es ihn, und er ging hin. Welcher unter den zweien hat des Vaters Willen getan?
A Sohn 1

B Sohn 2
„Voll geluhst“ weiterlesen

Mahlzeit!

Rezeptkarte Bei random items gerade entdeckt: Der Charme alter Rezeptkarten. Eine der schönsten ist für mich immer noch die Abbildung von mit Mayozeugs gefüllten Tomaten aus den 60ern – damit wurde ich schon als Kind konfrontiert. Diese Farben sind irgendwie sexy.

So geht's doch auch

buecherzerfetzerStatt des ewigen Lesen!-Gesülzes: Gerade versenkten Roberto Capellutti und Michi Herl in der late lounge qualifiziert 80% der Spiegel-Bestseller-Liste in der Ablage C.
Und n Weblog ham die auch 🙂

Glückwunsch, Helmut

Cover zum Deuticke-Buch Quasi ein Genie - Qualtinger Heute wäre Helmut Qualtinger 75 geworden. Klar, der Standard hat schon vorher kräftig gratuliert. Aber daß die nicht mal bis zum Geburtstag den Link zum prima Qualtinger-Special auf der Startseite stehen lassen können, ist schon beschämend.
Dort findet sich eine ziemlich abgedrehte Würdigung von Alfred Dorfer, „Qualtinger, die Ausnahme der Kunstgeschichte“. Dann ein Gespräch zwischen Michael Kehlmann, der Qualtinger lange kannte, und seinem Sohn, dem Schriftsteller Daniel Kehlmann, über eine lange und nicht immer einfache Freundschaft. Was Menschen unter 30 zu Qualtinger einfällt. Etwas über drei reale Vorbilder des Herrn Karl. Außerdem: Gerhard Bronner und Heinz Werner Schimanko sitzen in der Eden und reden mit Michael Freund. Und dann noch die Ausstellungsbesprechung zur Person und zum Phänomen Helmut Qualtinger im Wien Museum Karlsplatz.* Passend dazu ist beim Deuticke-Verlag auch ein Buch erschienen: „Quasi ein Genie – Helmut Qualtinger“
Immerhin erinnerten auch die FR und die junge welt an Qualtinger.
*Die Seite des Museums zeigt übrigens wunderschöne Photos von Didi Sattmann – so schön, daß ich bei einem nicht wiederstehen kann und es als ausdrückliche Werbung für diesen Photo-Künstler zeigen möchte.

Photo von Didi Sattmann

P.S. Der Standard hat übrigens auch eine aufregende „Diashow“: Sattmann porträtierte Originale und Legenden des Wiener Kunstbetriebs.

Der einzig wahre Hitler-Vorleser

Ich habe ja die diesjährige Aufregung nicht verstanden, als der Juso Mathias Brodkorb auf Rügen vor versammelter Jugend aus Hitlers „Mein Kampf“ vorlesen wollte. Wie ich auch nicht ganz verstehe, warum das Buch bis heute verboten ist. Naja, wenn ich sehe, was für ein Bohei um „Autoren“ wie Bohlen oder Effenberger gemacht wird, könnte ich natürlich noch mal über das allgemeine Leseverständnis nachdenken.

Aber!

Wer einmal Helmut Qualtingers Lesung aus „Mein Kampf“ gehört hat (völlig legal bei Preiser Records erschienen (dort auch ein paar kurze Hörproben), und z.B. bei 2001 bestellbar), wird wohl nur mit Grausen an den GröFaZ und dessen völlig durchgeknallte Idiotie denken können.
Übrigens reiste der türkischstämmige Schauspieler und Regisseur Serdar Somuncu durch Deutschland und trug öffentlich aus Hitlers „Mein Kampf“ vor. Genau aus dem Grund, daß nichts den Hitler’schen Schwachsinn besser entlarvt als der Hitler’sche Schwachsinn. (Das Programm gibt es auch auf CD.) *
So, und da diese Krampferei um Hitlers „Kampf“ länger geworden ist als ich wollte, kriegt das eigentliche Thema einen neuen Eintrag.
*Daß H. M. Broder (MP3, 3.7MB!) in seinem Wochenrückblick das etwas anders sah, habe ich mir ja gedacht. Aber daß er auch Bohlen und Effe als Gegenbeispiel für büchernen Schwachsinn nimmt, habe ich nicht gewollt – ehrlich!

Auf den letzten Drücker – TV-Tip

Heute abend in 3sat (21.15-22.00h), passend zur Büchermesse: „Der Tag, an dem die Bücher brannten“
Im Pressetext heißt es: Über 70 Jahre sind seit dem 10. Mai 1933 vergangen, jenem Tag, an dem in Deutschland Bücher brannten. Der Tag, an dem die Werke von Thomas Mann und Sigmund Freud, von Erich Kästner und Kurt Tucholsky „dem Feuer übergeben wurden“, markiert einen weiteren Höhepunkt in der barbarischen Geschichte des nationalsozialistischen Deutschland. Doch sieben Jahrzehnte später sind Bücherverbrennungen und die Verfolgung missliebiger Gedanken nach wie vor aktuell. Vermeintliche „Feinde des Islam“ werden für ihre Schriften mit dem Tode bedroht. In den USA und Baden-Württemberg wurden Harry-Potter-Bände verbrannt. Grund genug, sich des Tages der NS-Bücherverbrennung, seiner Vorbereitung, seiner Logistik, seiner Unterstützer und seiner Folgen anzunehmen.
Und passend zum Länderschwerpunkt Rußland darf hier noch kurz an Vladimir Sorokin erinnert werden, dessen Buch „Der himmelblaue Speck“ auch vor nicht allzu langer Zeit in Moskau von einer empörten (oder sollte ich sagen: sich gefälligst empörenden) Menge zerfetzt öffentlich wurde. Und auch Salman Rushdie sei nicht vergessen.

Last Minute Radiotip

Gleich!!! (Do., 2.10.03, 20.10-21.00h) im Deutschlandfunk: www.buch.ade? Über den vermeintlichen Niedergang der Lesekultur
Weiah, hoffentlich hat das niemand wegen meines Tips gehört. War ja stebenslangweilig…