So, so. Tunesien soll unter Ben Ali also ein Polizeistaat gewesen sein. Hat aber wohl die Touristen nie gestört. Wie auch nicht die, die schon immer gern nach Ägypten, Thailand, Franco-Spanien oder sonst wohin reisten. Hauptsache warm, ne.
Tag des Hausmeisters
Neulich hörte ich auf OE1 eine interessante Sendung mit dem Philosophen Robert Pfaller über „Glück“. Sehr interessant seine Ausführungen, daß das Leben in den vergangenen 15 Jahren immer trostloser geworden sei. Immer mehr staatliche Gängelung, immer mehr Verzicht auf Genuß und Freude, immer mehr Neid und Mißgunst.
Da paßt dieses kommentierte Flickr-Foto wie Faust auf Auge: Eine entfernt rauchende Gruppe von Jugendlichen wird da als „ekelig“ bezeichnet. Was ist daran ekelig? Der Fotograf oder die Fotografin steht offensichtlich so weit entfernt, daß eher ein umfallender Sack Reis in Gelsenkirchen ihn oder sie belästigt als diese Jugendlichen. Der Nachsatz macht das eigentliche Vergehen deutlich: Die rauchen an einem „verbotenen“ Ort und die Ordnungsmacht in Person der U-Bahn-Aufsicht greift nicht ein. Das muß natürlich enorm verunsichern. Wer sorgt denn noch für Recht und Ordnung (aka law & order)?!? Und wenn das jeder machen würde!?!
Eigentlich weist dieses sich immer weiter ausbreitende „ICH! ICH! ICH!“ aber nur auf eine immer narzistischer werdende Gesellschaft hin, in der der oder die andere grundsätzlich kein Recht hat und nur stört, man selbst aber ebenso grundsätzlich im Recht ist. Dieses Durchsetzen des „eigenen Rechts“ ohne jeden Gedanken eines gesellschaftlichen Miteinanders, gepaart mit einer sich immer deutlicher abzeichnenden Aggressivität, läßt nicht viel Gutes für das gesellschaftliche Klima in den kommenden Jahren hoffen.
Und mehr als den „kommenden Aufstand“ erwarte ich den kommenden Hausmeister.
Neue Rezensionsplattform
Ab 21. Januar 2011 soll es mit recensio.net eine „europaweit ausgerichtete, mehrsprachige Plattform für Rezensionen geschichtswissenschaftlicher Literatur“ geben. Erfreulich ist, daß die Plattform dem Open-Access-Gedanken verpflichtet sein soll.
Tag der besseren Lesbarkeit
Es ist nur ein Beispiel. So etwas gibt es zuhauf, nicht nur im Netz, auch allgemein in den Medien oder in Reden. Was es mir nicht leichter macht, die Fassung zu bewahren.
P.S.2: Der Artikel ist aus Leserlichkeitsgründen nicht gegendert, trotzdem sind selbstverständlich beide Geschlechter gemeint.
Keiner und keine kommt dabei aber auch jemals auf die Idee, Artikel dann konsequent unter Verwendung der weiblichen Form zu schreiben. Warum nicht? So bleibt es dann doch immer schön eine Männerwelt, bei der den Lesefluß nichts stört, aber auch interessante Details wegfallen. Als würden z.B. Facebook-Nutzer und -nutzerinnen bei Facebook die selben Nutzungsverhalten teilen.
Naja. Eh wurscht.
Man kommt nicht mehr zum Schreiben
Daß die geplante tägliche Reihe „Der Tag des …“ schon erste Lücken zeigt, liegt auch an diesem Buch. Im Moment verschlinge ich die Tagebücher von Fritz J. Raddatz, sodaß wenig Zeit und Lust für anderes bleibt.
Schockierend, wie der Betrieb wohl schon seit Jahrzehnten läuft – vielleicht schon immer lief (wie gern würde ich Tagebücher z.B. des Hartmann von Aue lesen). Und deprimierend, wie das Werk, das ja das Wesentliche sein sollte, zu einer Nichtigkeit verfällt, wenn es doch nur um das Überleben im Betrieb geht. Und die Summe des Lebens fern ab alles Geschaffenen gegen Null tendiert.
Tag der ungeschriebenen Brief
In meinem Kopf liegen einige ungeschriebene Briefe herum. Zum Teil Antworten auf Mails, zum Teil aber längere „Berichte“. Ähnlich wie bei Mailantworten gilt vermutlich auch bei Briefen: Wenn man sie nicht gleich schreibt, werden sie nie geschrieben. Zumindest immer schwieriger zu schreiben.
Lange dachte ich, es läge an der Schnelligkeit des Mailens, die das Briefeschreiben „unattraktiv“ mache. Wie lang würde es dauern, bis der Brief zu einem Briefkasten getragen und beim Empfänger angekommen wäre. Würde durch die Zeit nicht einiges überholt oder unwichtig, was beim Schreiben noch wichtig erschien.
Und schüchtert gerade heute nicht ein Brief auch ein? Wenn er dann noch auf ausgesuchten Papier und schön geschrieben daher kommt. Andererseits verhindert das Materialisieren von Gedanken auch das Abschicken, wenn sie bestenfalls Postkarten-Niveau erreichen. Eine Mail mit solcher „Nichtigkeit“ ist dagegen schnell „mal eben“ verschickt. Und vermag ja durchaus Freude beim Empfänger auszulösen.
Aber die wirkliche Bremse ist für mich inzwischen die Fixiertheit des Schreibens auf Papier. Ich muß mir erst Gedanken über das Mitzuteilende gemacht haben, den Brief im Kopf oder gar auf Papier vorgeschrieben haben, damit nicht während des Schreibens ein neuer Gedanke oder eine formulierte Sackgasse das bisherige über den Haufen wirft. Bei einer Mail oder einem auf dem Rechner geschriebenen Brief kann ich so etwas durch einfaches Umstellen oder Löschen beheben, ohne daß das Spontane des Schreibens verloren geht. Bei einem vorgeschriebenen Brief kommt mir das Ab-Schreiben des Entwurfs dagegen tot vor. Was sich doch auch beim Lesen bemerkbar machen muß.
Nichtsdestotrotz: Der nächste Brief wird geschrieben.
Die Phrase des Jahres 2010
Ich bin immer noch sprachlos über den Eintrag von Lena Meyer-Landrut in das Goldene Buch der Stadt Hannover am 30.05.2010:
„Wow! Verdammte Axt ist das geil! Dankeschönst Leni“
„Aber wenn das doch ihre Empfindungen waren?“ – Ja, eben.
Am folgenden Tag trug sich übrigens der Kabarettist Dietrich Kittner anläßlich seines 75. Geburtstags und 50. Bühnenjubiläums ein. Was er geschrieben hat, wurde nicht bekannt.
Gut gegeben
Ich überlege immer noch, welcher Stelle in der Glosse „Wir bereichern uns zu Tode“ von Don Alphonso mir besser gefällt:
Erstaunlicherweise hatte mein Vater eine nicht unwichtige Position in einer nicht kleinen Firma, …
Wenn Sie mal bei der jungen Leistungselite was wirklich Dreckiges sagen wollen, sagen Sie, …
(Bitte dort nachlesen.)
Tag des ausgeschalteten Handys
Ähnlich wie Twitter oder Facebook vermisse ich mein Handy nicht, wenn ich es einfach mal eine Zeit lang nicht nutze. Regelmäßig im Urlaub. Oder wie jetzt in der Jahresendzeit. Um so absurder wirken dann die Verhaltensweisen der Mitmenschen. Dieses oft nicht mal mit einem „Entschuldigung“ versehene Annehmen eines Anrufs während eines Gesprächs. Schließlich merkt ja tout le monde, daß es geklingelt hat. Und da man selbst ein wichtiger Mensch ist, nimmt man das Gespräch natürlich an.
Ich habe Taxifahrer erlebt, die nicht mal mehr das Telefonat unterbrechen, wenn man sich ins Taxi setzt. Erleben können viele Menschen auch nichts mehr, weil sie das Erlebte gleich wieder reportierend weitergeben. Wenn man nicht gerade das „Ereignis“ per Handy filmt und dabei auf den Sucher und nicht auf das Ereignis schaut.
Wie funktionierte das Leben eigentlich früher? Und welchen Preis muß wer zahlen?
Tag des einen Gesichtsausdrucks
Manche SchauspielerInnen haben f?r jede Situation einen Gesichtsausdruck. Mit der Betonung auf einen.
Fernsehtip heute: „Marie Brand und die letzte Fahrt“.
Tag des Blogeintrags ohne Inhalt
Tag der hinter das Regal gerutschten CDs
Aus besonderem Anlaß erkläre ich den 3. Januar zum Tag der hinter das Regal gerutschten CDs.
Eine wunderbare 5-CD-Box mit Miles-Davis-CDs ist mir heute hinter ein Regal, das leider fest verbaut ist, gerutscht. So wird mir nichts anderes als der Neuerwerb bleiben. Ein Umzug ist jedenfalls nicht geplant.
Und ich möchte gar nicht wissen, was da sonst noch unbemerkt verschwunden ist …